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Bitte Abstand halten!
Foto: iStock.com/Aja Koska

Beziehungen
Bitte Abstand halten!

Post-Covid-Beziehungskiller und was wir dagegen tun können.

Cornelia Dellmour
Lehrerin

«Wir schützen uns! Wir halten Abstand! » So oder ähnlich lauten die Hinweisschilder, mit denen wir nun beinahe zwei Jahre lang konfrontiert waren. Mittlerweile ist uns deutlich bewusst geworden: Es geht bei der Krise, die viele als Corona-Krise bezeichnen, um mehr als ein Virus, das Menschen das Leben kostet und unsere Gesundheit bedroht. Der Ruf nach dem sicheren Abstand hat unsere Beziehungen nachhaltig verändert. Uns ist Nähe verloren gegangen, zunächst die körperliche Nähe, auf die wir aus Rücksicht verzichtet haben, und dann noch eine andere, die sich als Post-Covid-Beziehungskiller zeigt: Es handelt sich um die Distanz der Meinungen und Einstellungen. Mancherorts hört und liest man von einer Polarisierung oder gar Spaltung der Gesellschaft. Als Entfremdung, die unsere Familien, Kollegen- und Freundeskreise belastet, wird sie uns vermutlich noch länger beschäftigen. Was können wir nun gegen all den Abstand tun, den wir bewusst oder unbewusst eingenommen haben?

PHYSISCHE DISTANZ
Das Sars-Cov-2-Virus hat körperliche Distanz notwendig gemacht. Das Wissen, dass man eine Erkrankung übertragen kann, ohne selbst Symptome zu haben, hat unsere Beziehungspflege verändert. Auf einmal war nicht mehr ausschlaggebend, wie viel Kontakt wir uns wünschen, sondern ob wir Familienmitgliedern, Kollegen und Freunden schaden könnten. Das Eindämmen einer Infektionskrankheit und die Rettung von Menschenleben gingen so mit Einsamkeit und dem Wegfall von Geselligkeit einher. Wer in einer Familie oder gar mit mehreren Generationen zusammenlebt, hat dies nicht unbedingt so schmerzhaft erlebt wie junge Menschen in Singlehaushalten, die – zum Homeoffice verpflichtet – teils vollständig isoliert waren. Auch ältere Menschen in Heimen mussten ohne Besuche und mit einem Minimum an physischem Kontakt auskommen. Wer hätte gedacht, dass uns freundschaftliche Umarmungen, das Streichen über den Arm oder die Hand auf der Schulter so schmerzhaft fehlen würden?

WIE HAT UNSERE GESELLSCHAFT AUF DEN VERORDNETEN ABSTAND REAGIERT?
Den kreativen Bemühungen, Nähe wiederherzustellen, waren kaum Grenzen gesetzt. Nachbarschaftshilfe gewann wieder an Bedeutung, Informations- und Kommunikationstechnologien wurden nicht nur dafür genutzt, sich auszutauschen oder zu arbeiten, sondern auch, um gemeinsam zu essen, zu trinken, zu spielen und zu lachen. Die Natur wurde als idealer Ort dafür entdeckt, sich trotz Abstandhaltens zu treffen. Wir haben uns gewünscht, körperliche Nähe so schnell wie möglich wiederherzustellen, weil uns vor Augen geführt wurde, dass sie durch nichts ersetzbar ist. So sind wir eben geschaffen. Jede Krise lehrt uns etwas: Nach einem Krieg weiß man die Bedeutung von Frieden zu schätzen, eine Hungersnot lehrt uns Dankbarkeit für Nahrung, Krankheit macht uns bewusst, welchen Stellenwert die Gesundheit hat. Durch die Corona-Krise ist uns etwas deutlich geworden, was vorher selbstverständlich war: dass Beziehungen zwingend physische Begegnung brauchen. Wenn wir einander in unserer Ganzheit begegnen, nicht nur als Stimme, als Auge oder Gesicht, sondern als ganzer Körper, ist das ein völlig anderes Erleben. Dann kann geschehen, was die Bibel in Sprüche 27,19 schildert: «Wie sich im Wasser das Angesicht spiegelt, so ein Mensch im Herzen des anderen».

 

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