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Durch Pornografie verletzte Integrität
Foto: iStock.com/TARIK KIZILKAYA

Integrität
Durch Pornografie verletzte Integrität

Dr. Dr. René Gehring
Schulleiter, Theologe, Pastor
Bogenhofen, A

Die strengste Prüfung
Wir leben in einer Zeit, in der es inzwischen Mode geworden ist, sich eine gewisse moralische «Flexibilität» vorzubehalten oder, noch verharmlosender ausgedrückt, «situationselastisch» zu sein. Dahinter verbirgt sich nichts anderes als die Verweigerung, sich ethisch wirklich festzulegen. Wer sich keine klaren Werte setzt, muss sich so schnell kein Versagen eingestehen – typisch «postmodern».
Die strengste Prüfung, ob wir wirklich aufrichtig und tatsächlich integer sind, erwartet uns nicht vonseiten des Staates oder der Gesellschaft, sondern innerhalb unserer engsten Beziehungen. Meinem Vorgesetzten in der Firma kann ich leicht vormachen, dass ich ein guter Mensch bin. Meine Nachbarn werden das vermutlich schon besser beurteilen können. Die eigene Familie aber kennt mich am besten, erlebt mich häufig von morgens bis abends und weiß damit sehr genau, ob ich zu dem stehe, was ich sage. Und doch kann es sein, dass ich selbst jenen, die mir am nächsten stehen und mir am meisten bedeuten, etwas vorgaukle.

Integrität in Beziehungen
Wer hat nicht schon erlebt, dass sich ein eng befreundetes Ehepaar plötzlich, aus vermeintlich heiterem Himmel heraus, scheiden lässt. Man war nah dran, kannte sich sehr gut, ist vielleicht sogar gemeinsam in den Urlaub gefahren – doch von heute auf morgen zieht einer der beiden aus und offenbart, dass es schon seit Jahren eine tiefe Kluft gab, die nun nicht mehr zu überbrücken sei.
Ein Integritätskonflikt findet sich in diesem Bereich enger, intimer Beziehungen oft: die sexuelle Untreue. In unserer Zeit ist es sehr leicht, untreu zu werden. Unzählige Dating-Portale, einige gezielt auf Ehebruch spezialisiert, bieten weitgehend anonyme Gelegenheiten für vermeintlich folgenlosen, unverbindlichen Sex. Außerdem kann eine ungewollte Schwangerschaft heutzutage leicht vermieden werden, und außereheliche Sexualität gilt nicht mehr per se als unmoralisch. Gesellschaftliche Ächtung ist nur selten zu erwarten. Allerdings gehört schon viel Einsatz dazu, diesen Weg des Ehebruchs tatsächlich zu beschreiten. Für solche, die sich in einer glücklichen Partnerschaft befinden, ist das eher unwahrscheinlich. Ein anderes Integritätsproblem ist hingegen auch in gut funktionierenden Beziehungen nicht selten zu finden: Der Konsum von Pornografie, in der Regel im Geheimen, verborgen vor dem eigenen (Ehe-) Partner.

Pornografie-Fakten
Das Durchschnittsalter für den Erstkontakt mit pornografischem Material ist seit dem Jahr 2000 rapide gesunken. Mit dem Einzug des Hochgeschwindigkeits-Internets wurde der Zugang insbesondere für junge Menschen sehr erleichtert und die Anonymität beim Konsum gestärkt. So liegt das Alter des ersten Kontakts für Mädchen heute bei ca. 12 und für Jungen bei ca. 11 Jahren. Die größte Konsumentengruppe ist zwischen 12 und 17 Jahre alt. Obwohl dies den Anbietern von Internetpornografie gut bekannt ist und das Material eigentlich erst mit Erreichen der Volljährigkeit betrachtet werden darf, werden doch nahezu keinerlei Maßnahmen ergriffen, dies zu ändern. Eine einfache Abfrage, ob der Internetnutzer bereits volljährig ist, ist in der Regel die einzige Maßnahme. Ein Klick auf «Ja» oder «Enter» genügt, um die ganze verdorbene Welt der Pornografie zu nutzen. Eine wirkliche Hürde ist das für niemanden. Durch diesen meist sehr frühen Konsum im jugendlichen Alter kann sich leicht eine tief verwurzelte Gewohnheit herausbilden, die dann häufig auch später noch in einer festen Partnerschaft bestehen bleibt.

 

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