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Was ist Wahrheit und wenn ja, wie oft?
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Integrität
Was ist Wahrheit und wenn ja, wie oft?

Manfred Senn
Theologe, Werber und Gestalter
Winterthur, CH

Neulich las ich in einer seriösen lokalen Tageszeitung einen Artikel über einen wilden Wolf, der in letzter Zeit bei uns in der Gegend gesichtet worden war und wohl auch einige Schafe gerissen hatte. Laut Zeitung hatte der Wolf das Rudel im hiesigen Wildpark entdeckt und sich mit einem kühnen Sprung über das Gehegegitter dem Rudel angeschlossen. Anscheinend ging das ganz unblutig vonstatten, und die Zooverwaltung plante mit DNS-Proben die Herkunft des neuen Wolfs im Gehege zu klären. Ich war schon dabei, die Geschichte begeistert meiner Frau zu erzählen, als mir das Datum des Tages wieder durch den Kopf ging: Es war der 1. April. Das war wohl die harmlose Variante von Fake News.

Was ist Wahrheit und wer kennt sie?

Bei der Wahrheit verhält es sich oft so wie mit dem Licht. Es gibt einen sichtbaren und einen unsichtbaren Bereich. Beim Licht ist es so, dass unser Auge einen großen Bereich des Lichts wahrnehmen kann. Allerdings kann es kein ultraviolettes Licht sehen, und auch Infrarot bleibt unseren Sinnen verborgen. Manche Menschen sind zusätzlich noch farbenblind und können gewisse Farben nicht unterscheiden.

Nach einer gängigen Definition von Wahrheit (Wahrheit ist die Übereinstimmung einer Aussage mit der Wirklichkeit) klingt es eigentlich ganz einfach, die Wahrheit zu erkennen. Man muss nur schauen, wie die Wirklichkeit aussieht, dann sieht man ja die Wahrheit. Aber was, wenn die Wahrheit komplexer und schwieriger ist, als wir sie uns vorstellen können? Was, wenn die Aussagen etwas betreffen, was weit weg oder aus einer anderen Zeit ist? Wie können wir jetzt die Wahrheit erkennen? Liegt sie nicht außerhalb unseres sichtbaren Spektrums?

In der Wissenschaft kommt das immer wieder vor. Da machen Wissenschaftler Aussagen, die der Rest der Wissenschaftler die nächsten Jahrzehnte oder Jahrhunderte zu beweisen oder zu widerlegen versucht. Ein berühmtes Beispiel dafür ist die Idee von Charles Darwin, dass sich alles Leben ständig an die Umstände anpasst und nur die stärksten Formen überleben. Das gilt der Wissenschaft bis heute als Grundlage zur Erklärung der Entstehung aller Arten von Leben. Tatsächlich konnte bisher aber noch kein Mensch Millionen von Jahren in der Zeit zurückreisen, um die wirklichen Umstände durch Beobachtung als wahrhaftig zu bestätigen. Reicht es mir jetzt zu wissen, dass die Wissenschaftler das durchaus ehrlich meinen und zutiefst von ihren Aussagen überzeugt sind? In diesem Fall gehen wir eigentlich immer davon aus, dass das, was wir glauben, das Richtige ist. Unser a priori Wissen (das unabhängig von Erfahrung ist) gibt den Ausschlag darüber, was wir für Wahrheit halten. Das ist ganz natürlich so, und das sollte uns auch nicht zu sehr beunruhigen.

 

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