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Sicherheit gegen die Angst der Welt
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Integrität
Sicherheit gegen die Angst der Welt

Dr. Winfried Vogel
Redakteur TV und Radio, Psychosozialer Berater (Logotherapie)
Zwingenberg a.d. Bergstraße, D

Unsere Nachbarin, Ärztin und junge Mutter einer neunjährigen Tochter und vierjähriger Zwillinge, erwähnte vor ein paar Tagen, dass sie für ihre Tochter jetzt ein Smartphone kaufen werde. Sie wolle aus Sicherheitsgründen immer wissen, wo sich ihr Kind gerade aufhält, und eine spezielle App mache genau das möglich. Sie meinte: Ich brauche die Sicherheit, dass es meiner Tochter gut geht.

Sicherheit – ein Grundbedürfnis

Neben dem Wunsch, gesund zu sein, ist es uns Menschen wichtig, in Sicherheit zu leben. Das gilt zuallererst im privaten Bereich. Nicht von ungefähr ist der deutsche Gesetzgeber gerade dabei, die Strafbarkeit von Wohnungseinbrüchen wesentlich zu verschärfen. Denn wenn Fremde unbefugt in mein Haus eindringen, alles durchwühlen und Chaos hinterlassen, ist das ein eklatanter Einbruch in meine Intimsphäre, der mich völlig verunsichert zurücklässt. Noch traumatischer wirkt sich häusliche Gewalt aus, durch die in den meisten Fällen Frauen in einem permanenten Gefühl der Unsicherheit leben müssen. Nicht zu wissen, wann der nächste Schlag ins Gesicht oder auf andere Körperteile erfolgt, hält die Seele in einem ständigen Zustand der Verunsicherung. Auch das Umfeld, in dem wir wohnen und mit dem wir vertraut sind, vermittelt uns normalerweise ein Gefühl der Geborgenheit, wogegen uns alles Neue und Unbekannte verunsichert. Unser Bankkonto gibt uns bei entsprechender Deckung durchaus ein beruhigendes Gefühl. Finanzielle Sorgen können sehr viel Unsicherheit und damit negativen Stress auslösen. Aber die größte Angst, die wir als Menschen auszuhalten haben, ist die Angst vor dem nahenden Tod, besonders dann, wenn wir erfahren, dass wir an einer unheilbaren Krankheit leiden. Werde ich das überleben? Bekomme ich eine zweite Chance? Der Verlust eines geliebten Menschen ruft so viel Unsicherheit in uns hervor, dass dieses Trauma zu den Top-Stressoren überhaupt gehört.

Diffuse Ängste

Abgesehen vom persönlichen Bereich, in dem wir unter Umständen mit konkreten Ängsten zu kämpfen haben, gibt es ein ganzes Paket von diffusen Ängsten, die uns heutzutage beschäftigen. Diffus sind sie deshalb, weil sie auf Geschehnissen beruhen, von denen wir zwar hören, die uns aber momentan nicht direkt betreffen. Und in unserer Mediengesellschaft mit ihrer Informationsflut werden wir ständig mit Nachrichten konfrontiert, die Angst machen. Wir sehen im Fernsehen oder im Internet, wie ganz normale Menschen, die nur ihr Leben führen wollten, durch Terroranschläge grausam aus diesem Leben gerissen werden. Kann es uns selber treffen? Bin ich nur dann sicher, wenn ich nicht zu einem Pop- oder Rockkonzert oder auf einen Weihnachtsmarkt gehe? Kann es jeden treffen? Oder wenn das Außenthermometer auf 35 Grad und mehr klettert: Wird es mit dem Klima schlimmer werden? Nehmen die Klimakatastrophen zu? Auch wenn wir (natürlich) nicht davon ausgehen, dass wir einen Tsunami persönlich erleben oder wir bei einem Waldbrand in unserem Auto bei lebendigem Leib verbrennen wie in diesem Jahr in Portugal, hinterlassen solche Nachrichten doch eine Unsicherheit, eine diffuse Angst. Dass wir Menschen ganz offenbar nicht in der Lage sind, dafür zu sorgen, dass alle auf unserem Planeten zu essen haben, macht uns immer wieder betroffen, besonders dann, wenn wir die Bilder aus den Dürregebieten Afrikas zu sehen bekommen. Diese Erde, die Natur und damit auch unser Leben sind noch zerbrechlicher, als wir es ohnehin schon wussten, und wir Menschen sind selber schuld daran, weil wir mit unserer Profitgier massiv in die guten Abläufe der Natur eingreifen.

 

 

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